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Kalle, Theo und die wild gewordene Waschmaschine

Eine Geschichte von Katja Reichert illustriert von Gergely Kiss, erschienen im Loewe Verlag.

Es war ein schöner Sommertag und über dem Wald lag eine herrliche Stille. Doch wenn man die Ohren spitzte, hörte man ein merkwürdiges Geräusch.

Rrrzssssss, rrrzssssss, rrrzssssss …

Das Geräusch kam von dem kleinen Haus am See. Dort standen unter einem Sonnenschirm zwei Liegestühle, in denen es sich Kalle Waschbär und sein Freund Theo, der Igel, gemütlich gemacht hatten. Kalle ließ sich die Sonne auf seinen Waschbärbauch scheinen und las. Theo neben ihm schnarchte wie eine ganze Räuberbande.

„Theo!“, sagte Kalle laut. „Ich kann mich nicht konzentrieren.“

Theo fuhr mit einem solchen Satz aus seinem Liegestuhl auf, dass ihm die Sonnenbrille von der Nase flog. „Musst du mich so erschrecken?“, schimpfte er. „Heute ist Sonntag, da will ich meine Ruhe haben!“

Kalle sah seinen Freund streng an. „Schlafen kannst du wann anders. Hilf mir lieber bei meiner neuen Geschäftsidee!“

Kalle und Theo gingen ins Haus, wo seit gestern eine riesig große Waschmaschine im Wohnzimmer stand. Die war mit der Post gekommen und ein Geschenk von Kalles Oma Trudi.

„Ich werde den Waschsalon meiner Oma weiterführen“, erklärte Kalle. „Und dafür müssen wir jetzt Werbeplakate entwerfen.“

„Verstehe“, sagte Theo. „Damit jeder weiß, wohin er seine schmutzige Wäsche bringen kann.“

Sie setzten sich mit Stiften und einem Stapel Papier an den Tisch, schalteten das Radio ein und überlegten …

„Kriechst du durch wilde Brombeerhecken, dann hat dein Shirt blaue Flecken …“, dichtete Kalle.

„Läufst du vor einem Wildschwein weg, ist deine Hose voller Dreck …“, sagte Theo und kicherte.

„Faules Obst, das ist zwar lecker, doch es sorgt für viel Geklecker.“ Kalle klatschte begeistert in die Hände. „Das ist super!“, rief er. „Was euren Sachen auch passiert, Kalle wäscht sie – garantiert!“

Mit den fertigen Plakaten gingen die zwei in den Wald und hefteten sie an die Bäume. Bald schon würde jeder hier Kalles Waschsalon kennen, davon waren sie überzeugt.

Kalle und Theo saßen gerade beim Frühstück, als am Montag der erste Kunde vorbeikam. Es war der Elch und er streckte Kalle Waschbär traurig seine rote Bommelmütze entgegen. „Da hat mir ein Vogel draufgemacht“, sagte der Elch. „Kriegst du den Fleck raus?“

„Aber klar!“, sagte Kalle. „Am Samstag kannst du deine Mütze wieder abholen – das Rot wird strahlen wie die untergehende Sonne.“

Kalle und Theo bepflanzten gerade ihre Blumenkübel, als am Dienstag der zweite Kunde vor der Tür stand. Es war der Biber mit seinen fünf Kindern. Die jagten sich gegenseitig ums Haus herum und plumpsten dann einer nach dem anderen in den See. Der Biber hielt einen blauen Pullover in der Hand.

„Mein Jüngster hat mich mit Blätterbrei bespuckt. Kannst du mir helfen?“

„Natürlich!“, rief Kalle. „Am Samstag kannst du deinen Pulli wieder abholen – das Blau wird so schön sein wie der Himmel über uns.“

Kalle und Theo kamen gerade vom Einkaufen zurück, als sie am Mittwoch die Schlange trafen. „Ssseid gegrüssst“, zischelte sie und schielte neugierig in Kalles Korb. „Ich habe gehört, dass ihr jetzt einen Waschsssalon habt?“

„Ja, ja!„, antwortete Theo. „Soll Kalle etwas für dich waschen?“

„Dasss könnte er in der Tat.“ Sie zog mit dem Schwanz ein grünes Ringelshirt aus ihrer Tasche hervor. „Das issst mein Sport-Shirt – schon ganz durchgeschwitzt von meinen Yoga-Übungen.“ Wie zum Beweis formte sie ihren Körper zu einer Brezel.

„Kein Problem“, sagte Kalle. „Am Samstag kannst du dein Shirt wieder abholen – das Grün wird leuchten wie das Gras auf der Wiese!“

Kalle und Theo reparierten gerade ihr Boot, als am Donnerstag das Eichhörnchen über den See gerudert kam. „Meine Badehose!“, rief es und schwenkte ein braunes Etwas über seinem Kopf. „Die war mal gelb. Jetzt ist sie voller Modder und Schlamm! Kriegst du die wieder sauber?“

„Aber hallo!“, rief Kalle zurück. „Wirf sie mir rüber! Am Samstag kannst du deine Badehose wieder abholen – das Gelb wird leuchten wie …“ Er sah sich suchend um. „… wie der Briefkasten dahinten!“

Am Freitag war Kalles großer Waschtag. Er stand extra früh auf, um rechtzeitig fertig zu werden. Er begann mit der Bommelmütze und beobachtete fasziniert, wie sich die Waschtrommel zu drehen begann.

Danach wusch er das Shirt der Schlange und am Schluss warf er den bespuckten Biber-Pulli sowie die verkrustete Badehose in die Maschine. Sicherheitshalber stellte er 95 Grad ein, damit der Schmutz auch wirklich rausging.

Doch als Kalle am Abend alle Sachen auf die Wäscheleine hängen wollte, standen ihm vor Schreck die Haare zu Berge.

Am Samstag kamen alle Tiere, um ihre Wäsche abzuholen.

„Wasss issst mit meinem Shirt passsiert?“, zischelte die Schlange.

„Und was mit meinem Pullover?“, fragte der Biber.

„Und meine Badehose? Die ist ja geschrumpft!“, jammerte das Eichhörnchen.

Kalle lief aufgeregt hin und her. „Es tut mir leid! Es tut mir leid!“

Da meldete sich der Elch zu Wort: „Also ich bin zufrieden! Ich wollte schon immer eine lilafarbene Mütze haben. Aber wie hast du das hinbekommen?“

„Ich weiß nicht“, sagte Kalle. „Vielleicht ist die blaue Socke schuld, die noch in der Maschine war. Die muss Oma Trudi dort vergessen haben.“

Sofort begannen die anderen zu tuscheln und ihre Sachen hin und her zu schieben.

„Ich habe eine Idee!“, rief da der Igel und hielt das Shirt der Schlange hoch: „Wäre das nicht ein tolles Spielzelt für die Biberkinder?“

Der Biber guckte erst skeptisch, doch als seine fünf Kinder unter das viel zu große Shirt krochen und zu toben begannen, lächelte er.

„Wäre mein zu klein gewordener Pulli dann vielleicht ein schönes Kleid für deine Frau?“, fragte er das Eichhörnchen. Es nickte begeistert.

„Und diese elastische Badehose“, sagte Kalle aufgeregt. „Könntest du die nicht für deine Yoga-Übungen gebrauchen, liebe Schlange?“ Die Schlange probierte es sofort aus.

„Und, sind jetzt alle zufrieden?“, fragte Theo. „Jaaaaa!“, riefen alle im Chor. Kalle Waschbär war überglücklich.

Und er schwor sich: Vor dem nächsten Waschgang würde er noch mal ganz genau die Anweisungen seiner Oma lesen.

Ende der Geschichte! Hab einen spannenden Tag!

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